Dein Kind braucht deine Sehnsucht nach Lebendigkeit
Eine meiner ersten Fragen an die Teilnehmer unserer Retreats lautet stets: „was willst du von diesem Wochenende mit nach Hause nehmen? Was wäre das Tollste, was dir hier „passieren kann?
Was glaubst du, ist die häufigste Antwort darauf?
Nein, es ist nicht „weniger Konflikte“, auch wenn das weit oben auf der kollektiven Liste steht.
Es ist auch nicht der Wunsch nach mehr Verbundenheit.
Es ist etwas, das mich regelmäßig von den Socken haut und ehrlich erschüttert, wenn ich das zu Ende denke.
Was Menschen sich nämlich von einem Wochenende bei uns und von ihrem Leben am häufigsten erhoffen ist der Wunsch nach Leichtigkeit.
Der Alltag soll endlich weniger anstrengend und kräfteraubend sein, sondern endlich mal leicht sein.
Das Leben soll endlich wieder Spaß machen.
Ist das nicht furchtbar traurig?
Ist es nicht unendlich schade, dass wir uns alle ein Leben basteln, das mit Lebendigkeit nichts zu tun hat, sondern vor allem mit schaffen, mithalten, abliefern, genügen und bestehen?
Ist es nicht schrecklich, dass wir das tagein, tagaus für normal und fürs Leben halten und in Panik verfallen, weil das Kind sich dieser Lebensart durch Leistungsverweigerung entzieht? Oder indem es dem Druck einfach nicht standhält?
Und um noch einen draufzusetzen: wie traurig für uns alle ist es, dass wir glauben, dass dieses Geschenk, das Leben nämlich, uns auch noch kostet? Dass Leichtigkeit und Lebendigkeit abermals nur durch Anstrengung zu erreichen sind. Durch noch mehr Einsatz. Noch mehr Kraft und Leistung.
Anders ist es nämlich nicht zu erklären, dass diese Menschen auf meine Anschlussfrage, was sie denn an diesem Wochenende für so ein von ihnen gewünschtes Leben hineingeben wollen, antworten, dass sie alles dafür TUN würden?
TUN.
Schon wieder.
Sag.
Ist es nicht schrecklich traurig, wie sehr wir uns im Leisten verlieren? Und drückt es nicht auch aus, wie wir leben? Es zeigt klar und deutlich, wie wir unsere Leben gestaltet und dabei nicht aufgeräumt haben und wo und wie wir an uns und unserem Wesen vorbeileben und zwar kollektiv als Gesellschaft. Wir wissen sehr viel besser was vom Außen gewünscht ist, als dass wir wüssten, was wir fühlen oder brauchen, um glücklich zu sein. Diese Lebensart ist gewünscht und daher freue ich mich immer über diese Insta-Reels, in denen die Generation Z als die Aussteiger aus dieser Lebensart beschrieben werden. Meine Hoffnungen ruhen also abermals auf unseren Kindern
Ich widme diesem Thema in meinem Buch beinahe ein ganzes Kapitel und tatsächlich hätte es Potenzial für ein neues Buch und ich muss mich hier leider sehr kurzfassen, deshalb reiße ich Ursache und Wirkung an dieser Stelle nur an:
Keine unbewusste innere Überzeugung ist verbreiteter als die Ich-bin-nicht-genug-Überzeugung. Wirkt im Menschen die Überzeugung nicht gut genug, nicht liebenswert genug, nicht richtig genug zu sein, so führt das im Menschen zu einer latenten aber dauerhaften Furcht, die Zugehörigkeit zu verlieren.
Der Verlust der Zugehörigkeit und der Bindung bedeuten entwicklungspsychologisch den sicheren emotionalen Tod. Oder anders ausgedrückt: wir sind so sehr darauf angewiesen zu gefallen, um sicher zu sein, dass wir lieber uns selbst verleugnen, als zu missfallen. So gefährlich ist die Angelegenheit und dazu musst du die Gefahr nicht mal bewusst wahrnehmen.
Sehr früh verknüpfen wir also Sicherheit und Zugehörigkeit mit unserem Tun und sind ganz biologisch darauf getrimmt, dazuzugehören. Schule, soziales Umfeld und eine auf Leistung ausgerichtete Gesellschaft tun ihr Übriges, um uns unseren Platz zuzuweisen.
Kennst du.
So entstehen Überzeugungen wie „andere entscheiden über mich“ oder „Zeugnisse bestimmen den Werdegang“ oder „was nicht anstrengend ist, ist wertlos“ Und so weiter und so kontraproduktiv für ein Leben, das Spaß macht.
Und dann brennen diese Menschen aus, leiden an Erschöpfungsdepressionen, entwickeln schon als Kinder psychische Erkrankungen – die Entwicklung der Kennzahlen unter Schülern spricht da ganz für sich oder dann sitzen diese Menschen in Massen in unseren Veranstaltungen und können nicht mehr und wollen nicht mehr.
Dann antworten sie auf meine Frage, was sie sich von diesem Wochenende wünschen: Leichtigkeit.
Und dann sag ich: Leichtigkeit ist ein Abfallprodukt. Die kannst du nicht machen oder erreichen. Die stellt sich ein. Wenn du aus dem Weg geräumt hast, was dich von ihr trennt.
Und dann seufzen sie und fragen WIE und ob es einen 10-Schritte-Plan gibt.
Und ja, den gibt es.
In dir.
Dein eigenes Drehbuch ist jederzeit verfügbar, du musst nur wieder lernen, in dir zu lesen. Musst nur wieder Zugang finden in deine Intuition, die frei ist, von der Prägung, die dich in Sicherheit bringen will. Musst nur springen und darauf vertrauen lernen, dass es schon lange nicht mehr das Außen ist, das darüber bestimmt, wie dein Leben verläuft, wie du dich fühlst, was geschieht.
Musst dich nur drehen und dir wieder zuwenden.
Eine unglaubliche Herausforderung, oder? Denn genau dort suchst du ja so selten nach Antworten, während sie nur dort zu finden sind.
Wenn du aber dort suchst, wirst du dein Leben nicht nur verbessern, sondern es auf ein neues Level heben, von dem du gerade nicht mal AHNST, was dir bisher entgangen ist. Leichtigkeit ist dabei nur eine Nebenwirkung
Und bitte miss mich an diesen Worten: Freiheit, Lebendigkeit, Freude, Sinnhaftigkeit sind die eigentlichen Schätze und sie sind so kostbar, dass du die Leichtigkeit an harten Tagen und wenn dein Gestern dich mal wieder einholt, nicht mal vermissen wirst.
Word.
Geh für dich.
Break the cycle.
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