Wenn du das könntest, dann würdest du doch?
Gaaaaaaah…. Letztens wurde ich auf einen Insta-Post über gewaltfreie Kommunikation hingewiesen und ich hab mir die Haare gerauft.
Es ging grob gesagt darum, in einer Situation, in der man sich als wütend erlebt, innezuhalten (bla!), umzudenken (bla!) und ruhig und besonnen zu formulieren, was kneift (doppelbla!)
Ich meine, wenn du das könntest, dann würdest du doch, oder?
Das Problem im Umgang mit unseren Kindern besteht doch nicht darin, nicht zu wissen, was zu tun ist, sondern zu können, was gut wäre?
Nein, nein das wird kein Bashing und nein, ich find gfk gar nicht so blöd.
Es wird nur völlig falsch und inflationär verwendet und auch einfach überschätzt.
Denn, mal ehrlich, wenn ich die Wahl habe, ob mein Kind mich gerade authentisch oder gfk-konform erleben soll, wenn ich gerade des Todes getriggert bin, weil es vielleicht wirklich großen Murks veranstaltet hat, dann wünsche ich mir nicht in 100 von 100 Fällen, dass meine verbale Reaktion angemessen, sachlich und gewaltfrei, beobachtend oder bittend ist.
Stimmt einfach nicht.
Ist nicht so.
Wäre gelogen.
Ich möchte gern manchmal meine Gefühle vor die Wand fahren und mich aufregen. Oder sauer sein. Oder richtig sauer sein.
Danach können wir dann reden.
Von mir aus auch gfk-konform.
Bitte versteh gewaltfreie Kommunikation nicht so, dass du dich immer und überall im Griff haben musst, aber sieh dennoch weiter zu, dich perspektivisch im Griff haben zu können.
Aber eben nicht Kraft deines Willens, sondern Kraft fehlender Situationen, die dich triggern.
Bitte glaub nicht, dass du deinem Kind Schaden zufügst, weil du manchmal von deinen Gefühlen überwältigt wirst.
Bitte lass dein Kind nicht lernen, dass du dich und am besten auch alles andere immer korrekt abliefern musst.
Bitte nutz gfk nicht als Ausweg aus deinen Gefühlen oder zum Gefühle denken.
Nutz es für das, was es wirklich kann: (wieder) in Beziehung zu kommen, wenn du wieder kannst.
Erlaub dir dich und deine Gefühle, damit dein Kind an und mit dir lernen kann, dass es Werkzeug gibt, das sein Leben und seine Beziehungen verbessert und nicht sabotiert.
Gfk als Wunderwaffe in Situationen, die dich aus guten Gründen triggern, sichert uns hier die nächste Eltern-Generation an Klienten.
Hab ich persönlich keine Lust drauf.
Das kannst du besser.
Hör also mal lieber auf zu flüchten mit den allerschönsten Werkzeugen in der Hand.
Kümmer dich also lieber mal darum, wieso dich etwas triggert, damit die Situationen nicht mehr auftreten.
Lern also mal lieber mit dir umzugehen, als etwas draufzulegen, was dir dann sowieso irgendwann um die Ohren fliegt und dich dann auch noch schuldig fühlen lässt.
Erlaub dir lieber mal alles an und in dir, damit sich verabschieden kann, was du (und sicher auch dein Kind) so schwer aushalten kannst.
Hol dir die Wahl zurück, dich aufzuregen oder es zu lassen.
Wer muss, kann nämlich nicht mehr nicht können und wer kann, muss gar nicht mehr müssen.
Gfk als Vermeidung.
Ich geh mal wählen, mich weiter aufzuregen.
Break the cycle.