Mach Trauma bewusst zum Trendthema
Letztens hab ich gehört, „Trauma“ ist ein Trendthema und ich war wirklich überrascht. In unserer Welt ist es kein Trend, sondern die Ursache für die meisten aller individuellen und gesellschaftlichen Probleme. Wenn also die Ursache für wiederkehrende (innere und dann äußere) Konflikte, psychische Erkrankungen, gern auch in der hochfunktionalen Variante, und die Schwere und das Unvermögen, das eigene Leben lebendig, freudvoll und auf leichte Weise zu leben, im TREND sind, dann freu ich mich drüber.
Zeit wird’s nämlich.
Philipp Ruland von Psychotherapeutische Privatpraxis Ruland sagt dazu gern, „Trauma ist Menschheitsgeschichte“ und auch wenn nicht jeder ein Psychotrauma erfahren hat und auch wenn nicht jeder, der eins erfahren hat, eine Traumafolgestörung entwickelt, so wirken die Folgen kollektiver Traumatisierung dennoch in uns fort.
In jedem Moment und in jeder Interaktion, selbst dann, wenn du es nicht bemerkst oder du es dir anders wünschst.
So hat jeder von uns kriegstraumatisierte Großeltern, die aus ihren Traumatisierungen unbewusst bestimmte Rückschlüsse gezogen haben, die als Haltung in der Welt deiner Eltern ankamen und die heute deine Welt und die Beziehung zu deinem Kind und Partner und jedem anderen Menschen in deinem Leben bestimmen- unbewusst und so lange, bis du es änderst.
Jeder von uns ist einigermaßen bindungsunsicher aufgewachsen- oder sag mir, kennst du eine einzige Person dieser Elterngeneration, die als Baby nachts sicher und geschützt im Familienbett lag und die man nicht auch mal alleine und in Todesangst schreien ließ, bis sich das Baby „beruhigte“ oder besser gesagt: bis es (sich) aufgab.
Kennst du Menschen, die keine Bedingungen an ihre Bindung erfahren haben? Kein „wenn du jetzt nicht lieb bist, dann…“, Keine Strafen, keine Familienaufträge und ohne die Notwendigkeit des Gehorsams, der uns die Bindung sicherte, weil Kinder nun mal auf Bindung angewiesen sind und sie ihr (emotionales) Überleben sichert?
Ich kenne eine solche Person nicht.
Nur allzu oft raufen wir uns hier die Haare, wenn wir von unseren Klienten hören, dass sie schon Jahre der Verhaltens- und Gesprächstherapie hinter sich haben, ohne dass sich ihr Leben wesentlich verbessert hätte. Eine unerträgliche Situation für so viele Menschen auf der Suche nach Antworten.
Eine Therapie ist dann gut, wenn dein Symptomdruck, gleich welcher Art, nachlässt.
Transgenerationales Trauma regiert die Welt und leider sind die Ressourcen unserer Gesellschaft, dieses Problem zu lösen, dünn. Hauchdünn.
1400 Traumatherapeuten in Deutschland sind angesichts eines Urproblems einfach eine knappe Angelegenheit, ganz zu schweigen davon, dass eine systemische Betrachtung transgenerationaler Übertragungen in Psychotherapien keine Beachtung findet. Ursache und Wirkung stehen also nicht im Zentrum der Betrachtung, weswegen die Ursache fortbestehen muss. Wie soll die Symptomatik sich da verabschieden?
Oder hat dir schon mal jemand erklärt, was der Kampf mit deinem Kind mit deinen frühen Prägungen zu tun hat?
Mir ist noch niemand begegnet, dem so jemand begegnet ist.
Würden wir Menschen flächendeckend ursächlich und traumasensibel behandeln und begleiten, so bräuchte es keine Erziehungsratgeber mehr, keine Schulsozialarbeiter und eine immense Anzahl verschreibungspflichtiger Psychostimulanzien weniger.
Also bitte: Lass uns, ganz trendbewusst, Trauma zum Trend machen.
Mach deine Biographie zu deinem Thema und räum auf.
Schaff Bewusstsein für die Ursache im Gestern und die Wirkung im Heute und trenn Gestern von Heute. Kümmere dich um den Mist hinter dir, denn das ist deine wahre Erziehungsaufgabe als Elternteil dieser Elterngeneration.
Wir sind erstmals in der höchst luxuriösen aber unkomfortablen Position, das auch zu KÖNNEN.
Und damit bist du in der Pflicht.
Für dein Kind und für dich und für das Leben, das dir zusteht.
So einfach ist das.
Break the cycle.