Hineinpassen…
Heißes Thema, überleg dir also gut, ob du der tief in dir gespeicherten Überzeugung, (nicht) schuld zu sein, kurz begegnen möchtest, denn kein anderes Gefühl wiegt so schwer und ruft so viele und heftige Abwehrreaktionen hervor, wie das Gefühl der Schuld.
❤️
Ich polarisiere ja ganz gerne, ich nerve gern, ich klopfe gern an Türen, auf denen Widerstand steht, ich drücke meine Finger gerne tief in Wunden- alles im Namen des Guten. 🙃
Denn wo aus Angst Liebe wird und das deinem Wachstum und damit deinem Kind und damit seiner Welt dient, ist mir nahezu jedes Mittel recht.
Vor einiger Zeit hab ich einem Post in sehr deutlichen Worten ein paar Zeilen zum Thema Strafen formuliert und kein Thema ist besser geeignet, derart heftige Reaktionen zu hervorzurufen. Noch nie hab ich so viele verächtliche Kommentare gelöscht und Personen für diese Seite gesperrt (und dafür mal wieder negative Bewertungen erhalten ;)) , die Kindern so geringschätzig gegenüberstehen.
Noch nie war ich in Bezug auf meine Arbeit so traurig wie an diesem Tag, weil mir noch nie so viel Verachtung gegenüber kleinen Persönlichkeiten begegnet ist.
Da machte sich hier, auf meiner Seite, an meinem geschützten Ort mitten im weiten großen Netz, also in meiner Bubble, in die ich dich hier jederzeit einlade, Eiseskälte breit.
Da war nur noch Angst. So viel davon, dass ich mir kaum noch erklären konnte, wo sie herkommt.
Angst, ohne Strafen gäbe es keine Regeln mehr.
Angst, das Kind sei verloren, wenn es nicht auf eine Welt aus Strafen vorbereitet wird, weil diese die Welt regieren.
Angst, den Halt zu verlieren, weil ohne Strafen alles auseinanderbrechen könnte.
Angst, die eigenen Werte in Stücken aufsammeln zu müssen und vor allem Angst vor dem gefürchtetsten aller Gefühle:
Angst vor Schuld.
Kennst du?
Schuld zeigt sich gern als Angst, etwas „falsch“ gemacht haben zu können, irreparabel, nicht wieder gut zu machen und am Kind vorbei und dafür die Verantwortung zu tragen.
Angst, in der wichtigsten aller Aufgaben unwiderruflich versagt, ein Menschlein zerstört zu haben und dafür die Verantwortung zu tragen.
Angst, die selbst erfahrenen Verletzungen weiterzugeben oder sich eingestehen zu müssen, es vor dieser Weitergabe der Verletzungen nicht beschützen zu können und dafür die Verantwortung zu tragen.
Diese Angst gilt es abzuwehren, nichts davon darf wahr sein, denn dann kriecht die Schuld in unsere Zellen, denn wir tragen ja schließlich die Verantwortung.
Und wer die Verantwortung trägt, der kann sich schuldig machen, so glauben wir.
Und da verteilt sie sich dann in uns.
Verurteilt uns.
Lähmt und beschämt uns.
Schwer die Schuld und groß die Liebe und Verantwortung mit Schuld verwechselnd.
Ein unerträglicher Zustand.
Und was macht der Mensch am liebsten mit unerträglichen Zuständen?
Er sorgt dafür, dass er sie schnell wieder los wird und die Psyche stellt allerlei fleissige Helferin zu Verfügung, um die innere Balance wieder herzustellen.
Es wird entweder getan und gemacht, wie der Hamster in seinem Laufrad, damit der befürchtete Zustand niemals eintritt und die Schuld „wahr“ wird oder es wird vermieden, geleugnet, projiziert .
Weg damit, weil nicht aushaltbar.
Unbewusst.
Sich diese Angst vor der eigenen Schuld einzugestehen , nicht aber die Schuld selbst, ist so unfassbar unvorstellbar, dass manche Menschen sich lieber an ein Bild von Erziehung klammern, das längst überholt ist, an eigene überholte Haltungen, die wenigstens Halt schenken.
Hauptsache, das dahinter liegende Gefühl bleibt verborgen, weil nicht sein darf, was längst ist.
Das Gefühl von Schuld.
Dabei tragen wir gar keine Schuld, sondern Verantwortung und wenn Verantwortung mal schief geht, weil wir es noch nicht besser können, werden wir nicht schuldig, sondern an das Gefühl der Schuld erinnert, das wir schon so lange in uns tragen, weil jemand um dich herum Verantwortung nicht von Schuld unterscheiden konnte.
Manchmal hör ich von Eltern, dass sie bedauern, so viel „falsch“ gemacht zu haben, so viel nicht früher gewusst zu haben.
Wie aber soll das möglich gewesen sein?
Du warst vor 5, 10 oder 20 Jahren ein anderer Mensch,der andere Dinge gewusst, gedacht und daher getan hat.
Wenn du das also denkst, geißelst du nicht nur dich selbst, damit trennst du dich nicht nur von deinem Kind, du hast auch schlicht und einfach keine Schuld.
Du tust zu jedem Zeitpunkt das, was möglich ist, dein Bestes und das darf reichen.
Und dazu gehören explizit Fehler, denn kein Kind kann perfekte Eltern gebrauchen und es braucht Fehler, um aus ihnen zu lernen, um dich weiterzuentwickeln. Denn das ist der ursprüngliche Sinn von Fehlern.
Fehler verursachen nicht automatisch Schuld.
Schuld entsteht erst dann, wenn wir wider besseres Wissen Dinge tun oder lassen und wir also Bewusstsein über Zusammenhänge erlangen, über Ursache und Wirkung und wir es dennoch tun.
Wenn wir also ganz bewusst das „Falsche“ tun (nicht aber wenn wir das Falsche für richtig halten) oder wenn wir uns weigern, die Verantwortung für unsere eigene Weiterentwicklung zu übernehmen.
Schuld erfordert immer das bewusste in Kauf nehmen von Nachteilen für dein Kind.
Erst dann entsteht Schuld.
Keine Sekunde vorher.
Schuld hast du nicht, nur weil du dich schuldig fühlst und Schuld würdest du auch nicht loswerden, wenn du deine Schuldgefühle leugnest.
Schuld hat niemand, der Unbewusstes tut, und wer nach Lösungen sucht kann sich nicht schuldig machen.
Gleichzeitig tragen wir aber die Verantwortung dafür, bewusst zu sein, um die Weitergabe dieser irrsinnigen Schuldgefühle von Generation zu Generation zu verhindern.
Du.trägst.keine.Schuld.
Mach was daraus.
Stell Methoden in Frage und stell dich in Frage, aber nie dein Kind.
Pack die Gefühle aus, die hinter deinen Einstellungen lauern, aber lass sie nicht dein Kind ausbaden.
Hinterfrag was du denkst und tust, während du dein Kind fragst, was es denkt und fühlt.
Streich „selbst schuld“ von deiner Vokabelliste und hör auf dich hinter deinen Schuldgefühlen zu verstecken und die Verantwortung liegen zu lassen.
Pack alle deine Fehler unter die Neonröhre und seziere sie.
Trau dich dir zu.
Trau dich deinem Kind zu.
Fühl dich verantwortlich, aber trenn dich von Schuld, weil sie sonst euch trennt.
Schuldgefühle zu haben, ist für dein Kind so nutzlos, wie deine Schuldgefühle zu leugnen.
Dich deinen Schuldgefühlen zu stellen, ist der erste Schritt, um zu erkennen, dass du nie Schuld hattest.
Nicht gestern und nicht heute.
Damit befreist du nicht nur dich, sondern auch dein Kind.
Break free.
❤️
Break the cycle.