Sorry, Erwachsener…
Weißt du, was mich immer mal wieder wirklich betroffen macht? Ganz gleich, ob es mir ganz privat, als Mutter von Kind 1, 2 oder 3, oder als Familiencoach begegnet?
Es ist der überlegene Erwachsene mit Feigheit, Schwäche oder Angst im Gepäck, der bewusst oder unbewusst in Kauf nimmt, die Wahrnehmung des Kindes zu täuschen.
Es ist die fehlende Integrität und innere Stärke, zu eigenen Handlungen und Aussagen zu stehen oder die nicht vorhandene Bereitschaft, hierfür in die Verantwortung zu gehen und stattdessen die Aussagen des Kindes in Frage zu stellen, und sie in der Welt des Kindes zu dehnen, zu verdrehen und zu leugnen, um irgendwie unbeschadet aus dieser Situation zu gelangen.
Um sich halt irgendwie zu beschützen.
Vor sich selbst.
Und vor all dem vor sich selbst Verstecktem.
Beispiel?
Das ist der Erwachsene, der dem Kind die Verantwortung für die eigenen Gefühle in die Hand drückt, weil es mit seinem (unerwünschten) Verhalten Gefühle der Traurigkeit oder Wut im Erwachsenen auslösen würde.
Sorry Erwachsener, deine Gefühle machst du alle selbst.
Der Erwachsene, der das fehlende Gelingen der Beziehung zum Kind in den Verantwortungsbereich des Kindes legt.
Sorry Erwachsener, du bist verantwortlich dafür, wie die Beziehung zu einem Kind sich gestaltet.
Der Erwachsene, der A sagt, aber B meint, weil A komfortabler ist und B mit (innerer) Auseinandersetzung verbunden wäre, sich aber über das Kind wundert, das sich dem Führungsanspruch des Erwachsenen entzieht und einfach nicht „hört“.
Sorry Erwachsener, es braucht deine eigene Stärke, mit der du zu dir selbst stehst, bevor dein Kind dir folgen möchte.
Der Erwachsene, der behauptet, dass das Kind seine Grenzen nicht wahrt, während er sie selbst nicht spürt. Sorry Erwachsener, für das Wahrnehmen und Wahren deiner Grenzen bist alleine du verantwortlich.
Der Erwachsene eben, der dem Kind den schwarzen Peter rüberschiebt, weil er ihn selbst nicht haben mag.
Oder kann.
Oder diese Haltung für „normal“ hält.
Eigentlich also ein sehr kindliches Verhalten.
Blöd nur für das Kind, wenn derjenige Erwachsene,der da gerade auf dem emotionalen Niveau eines Kindes daherkommt und sich schützen möchte, kraft seiner Funktion in einer überlegenen, autoritären Position ist, ja es ein klares Machtgefälle gibt.
Noch schlimmer für das Kind, wenn diese Täuschung im Deckmantel der Liebe und der Fürsorge daherkommt und es auf diese Bindung angewiesen ist und behauptet wird, all das geschehe zu seinem Besten und es brauche Strafen und es brauche Auszeiten und es müsse das jetzt lernen.
Denn dann passiert es, dass der Schmerz des Kindes keinen Raum erhält weil nicht sein darf was ist. Dann zweifelt das Kind nicht mehr nur an seiner Wahrnehmung, es trägt sogleich den Schuh der emotionalen Verantwortung für den Erwachsenen.
Wenn das was du sagst und das was dein Kind wahrnimmt, nicht übereinstimmt, so wird es immer deinen Worten glauben und nicht sich selbst.
Verdrehte Welt.
Ich glaube, dem ohnmächtigen Erwachsenen ist in Anbetracht der eigenen Angst gar nicht klar, was er da veranstaltet. Manchmal möchte ich das auch einfach so glauben.
Gar nicht klar, wie weitreichend und verheerend die Konsequenzen für das Kind und seinen Halt in seinem ganzen Leben sein werden.
Ein Kind stellt niemals den Erwachsenen in Frage.
Nein, stattdessen zweifelt es an sich und seiner eigenen Wahrnehmung.
Je jünger das Kind, desto eher wird das der Fall sein.
Es kann es sich schlicht nicht leisten, sein Gegenüber in Frage zu stellen. Je mehr es auf die Fürsorge und Bindung des Erwachsenen angewiesen ist, desto eher wird es sich und seine eigenen Gefühle verleugnen.
Dieses unbewusste Überlebensprogramm ist ein ziemlich kluges, weil das Kind so keine Ablehnung riskiert.
Ablehnung gefährdet Bindung, gefährdet Überleben.
Schlaue Sache.
Für den Moment.
Tatsächlich findet in einem solchen Moment die Trennung statt.
Die Trennung des Kindes von der eigenen Wahrnehmung, von der ureigenen Intuition, vom Wissen, was wann gut für es ist und wohin es in dieser Welt gehört.
Es ist die Trennung vom eigenen Wesenskern, von eigenen „richtig“ und „falsch“ und genau diese Trennung macht den Boden im weiteren Leben wackelig und verursacht noch mehr Orientierung im Außen, an anderen, außerhalb seiner selbst. Wo doch innerhalb des Selbsts jede Antwort zu finden wäre.
Und wieso?
Weil wir gefallen wollten.
Weil wir Angst hatten.
Weil wir irgendwie immer falsch waren.
Weil wir dachten, dass die Welt so funktioniert.
Heute weißt du es besser.
Deine Wahrnehmung hat immer recht!
Deins.
Gehört dir.
Augen auf und zurückbeordern.
Und dann steh ein.
Dafür, dass wir Kindern ihre Wahrnehmung lassen, auch wenn die uns manchmal so gar nicht schmeckt und sie uns in Frage stellt.
Sorg dafür, dass das, was du sagst und tust, übereinstimmt, mit dem, was du meinst, damit dein Kind sicher sein kann, dass ist, was es wahrnimmt und es sein darf, wer es ist, weil du das aushältst.
💚
Sei integer.
Break the cycle.