Die Top 10 Erziehungsmythen
Der erfolgreichste Beitrag der Kinderflüsterei!
Weil uns genau das als Eltern dieser Cyclebreaker-Generation umtreibt: die Erziehungsmythen von gestern (einige davon nehme ich übrigens in meinem Buch genauer unter die Lupe) die wir mit der Muttermilch aufgesogen haben und die wir dann zuhauf unreflektiert an die nächste Generation weitergeben.
Oder eben nicht.
Meine Top 10 Erziehungsmythen hier nochmal für dich:
1. Kinder brauchen Grenzen.
Mein Favorit. Nicht dein Kind braucht Grenzen. Dein Kind mag sich in innerer Freiheit entwickeln. Du brauchst deine Grenzen, so wie jeder andere Mensch auch. Ganz nebenbei fühlt dein Kind sich sicher und von dir beschützt, wenn es dir gelingt, deine Grenzen souverän zu wahren. Und es fühlt sich stark und gleichwürdig, wenn du seine Grenzen wahrst.
2. Kinder brauchen Konsequenzen.
Konsequenzen brauchen Menschen nicht, sie erfahren sie auf ganz natürliche Weise, ganz gleich, ob sie sie brauchen oder nicht. Geh ich im Regen ohne Schirm spazieren, werde ich nass.
Was du mit dem Satz tatsächlich ausdrückst, ist „Kinder brauchen Strafen“.
Wenn dir die natürliche Konsequenz, nass geworden zu sein, nicht ausreicht, so darf ich beim nächsten Mal auch bei Regen nicht vor die Tür?
Strafe.
Verniedliche also nicht.
Sei so fair und nenn dein Tun beim Namen. Du bestrafst. Erst dann kannst du dich fragen, ob du das wirklich möchtest, und das Gesagte und das Erlebte stimmen für dein Kind überein, so dass es wenigstens keine Doppelbotschaften erfährt.
3. „Der will nur Aufmerksamkeit.“
Das Kind hält sich nicht an Regeln, ist besonders laut und fordernd oder weinerlich?
Dann will es ja nur Aufmerksamkeit?
Nein.
Verabschiede dich von dem Gedanken, dass Aufmerksamkeit ein böses, dich und deine Regeln und Bedürfnisse vernichtendes Ungeheuer ist, das wächst und sich vermehrt, je mehr Raum du ihm gibst.
Das Gegenteil ist der Fall. Gesehen-, Gehört- und Wahrgenommen-Sein sind Ausdruck von Wertschätzung und Liebe für den Menschen, der dir das meiste auf der Welt bedeutet.
Sie nährt dein Kind.
Wie natürlich, dass es dich auf seinen Hunger hinweist.
Wenn du satt bist, hörst du doch auch auf zu essen?
4. Erziehung ist Bauchgefühl.
Achtung, Falle. Dein Bauchgefühl ist oft geprägt von überlieferten Glaubenssätzen, Prägungen und unbewussten Mustern, die dir nicht dienlich sind und die dich ganz oft von genau dem abhalten, was du dir eigentlich wünschst.
Wenn du dir diese bewusst machst, wird aus Bauchgefühl Intuition und sie zeigt dir deinen wirklichen Weg und dann wird’s so richtig einfach.
5. Bedürfnisorientiert zu erziehen ist das Beste für dein Kind.
Das Beste für euch ist, was euch beiden und eurer Familie gut tut- total egal wie das Ding heißt.
Bedürfnisorientiert zu SEIN, bedeutet die Bedürfnisse deines Kindes wahrzunehmen und es in der Wahrnehmung derer zu stärken. Es bedeutet nicht, deine hintenanzustellen.
Eure Bedürfnisse existieren nebeneinander und ihr dürft sie verhandeln.
Das nennt sich Beziehung.
6. Kinder spiegeln uns.
Schlimmer 😇
Sie antworten auf deine Ängste, deine Schwächen, deine blinden Flecke.
Der Schmerz, den du deinem Kind unbedingt ersparen möchtest, ist deine größte ungesehene Wunde.
Mach eine Ressource daraus.
Sei all das, was du dir für dein Kind wünschst.
Es lernt an deinen Taten und an deiner Haltung, nicht an deinen Worten und Wünschen.
7. Du kannst etwas falsch machen im Umgang mit deinem Kind.
Ganz ehrlich, wenn du dir diese Frage stellst, ist es unwahrscheinlich, dass die großen und wichtigen Dinge bei dir wirklich schieflaufen.
Was jetzt noch falsch laufen kann, ist, dass du in „richtig/falsch“- Kategorien denkst und dich damit so unter Druck setzt, dass du jegliches Gefühl für dein eigenes richtig/falsch verlierst.
Siehe Punkt 4.
Tausche richtig und falsch gegen gut und schlecht für dein Kind und gut und schlecht für dich und widme dich den Schuldgefühlen, die schon vor der Geburt deines Kindes ein Problem waren.
8. Der ultimativ beste Erziehungsstil.
Gibt’s nicht.
Jeder Stil trägt naturgemäß das Dogma in sich, ganz gleich wie gut er gemeint ist, egal wie GUT er ist. An irgendeinem Punkt wird er dogmatisch, weil er in richtig und falsch mündet oder du das Gegenteil dessen erreichst, was du ursprünglich vorhattest.
Auf psychologisch nennt man das Vermeidungsstrategie.
Das liegt daran, dass in dir Mechanismen und Überzeugungen wirken, die du dir noch nicht angeschaut hast.
Siehe Punkt 4 und 6.
😊
9. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Nein.
Vertrauen ist Liebe, Kontrolle ist Angst.
10. Du trägst Verantwortung dafür, wie sich dein Kind entwickelt.
Jein.
Du trägst Verantwortung dafür, ob du klar und aufgeräumt deinem Kind vorlebst, wie Glück und Leben und Bewusstsein funktionieren und welches Werkzeug du in seinen Rucksack packst, damit es zu jedem Zeitpunkt seines ganzen Lebens klarkommen kann.
Deine Verantwortung endet jedoch vor der Stirn deines Kindes, weil es ein eigener Mensch ist, mit Recht auf eigene Erfahrungen und tatsächlich auf eigene Fehler, ganz gleich was du dir für es wünschst.
Du trägst also Verantwortung dafür, wie es sich entwickeln kann, nicht aber dafür, wie es oder sein Leben sich tatsächlich entwickeln.
Das liegt nicht in deiner Hand.
💗
Break the cycle.