Dein NEIN ist Übungsplatz für Beziehung
Ich werde so oft gefragt: „Aber was soll ich denn tun, wenn mein Kind nicht auf mein Nein hört?“.
Die Antwort ist simpel: du sollst nicht tun, tun ist völlig überbewertet. Was auch – du hast an Handlung ja alles schon probiert, oder?
Find lieber raus, wieso dein Nein kein Nein für dein Kind ist.
Denn selbst wenn du nein sagst und behauptest, das zu meinen und ich dir glaube, das zu meinen, scheint dein Kind die Lücke in deiner Haltung zwischen deinem gesprochenen und deinem gemeinten Nein zu bemerken. Diese Lücke mag ihm nicht im Moment deines Neins begegnen, sondern in den anderen 23,5 Stunden des Tages, denn dort trifft es auf deine grundsätzliche Haltung zu Neins, Grenzen und Autonomie.
Im Wesentlichen gibt es fünf wirklich gute Gründe, wieso dein Kind dein Nein nicht interessiert.
1. Sein Ja ist stärker.
Kann passieren, und damit musst du leben. Entweder überprüfst du die Notwendigkeit deines Neins, deine Bereitschaft zu verhandeln und die guten Gründe deines Neins oder du entscheidest dich für es zu entscheiden und kommst klar mit den Konsequenzen: dein Kind darf das nämlich blöd finden!
2. Dein Nein ist überflüssig.
Ist dir bewusst, wie viele direkte und indirekte Neins ein Kind am Tag erfährt und wie beschränkt so ein Kinderleben naturgemäß ist? War dieses eine Nein wirklich notwendig? Sei inflationär mit Jas damit deine Neins überhaupt oder wenigstens leichter Akzeptanz finden können.
3. Du glaubst dir dein Nein selbst nicht.
Wieso soll dein Kind es dir dann glauben? Haltung macht Handlung, also wieso hast du Angst vor Neins? Wozu wünschst du dir die Zustimmung deines Kindes? Welches Gefühl in DIR vermeidest du damit?
4. Dein Kind glaubt dir dein Nein nicht
Denn es hat gelernt, dass es im Schnitt 7,2 Minuten und 16 Neins von dir braucht, bis dein entnervtes und erlösendes JA kommt.
Es kennt bereits deine Ambivalenz und hat das Nein als Teil des Prozesses zum Ja verinnerlicht.
Was passiert da in dir?
5. Dein Kind hat heute Lust auf Reibung.
Dein Kind hat einen Nulltoleranztag-kennst du nicht? Wirklich nicht? Die ganze Welt ist blöd und jeder der dir vor die Füße läuft macht deinen Tag blöder?
Steh drüber und verursache Situationen, die euch Jas erlauben. Findet heraus, was es braucht, um mit dem Frust über dein notwendiges Nein zurechtzukommen.
Dein Nein ist Verkehrsübungsplatz für eure Beziehung:
Wie geht Beziehung? Wer hat wo seine Grenzen? Wie werden sie wahrgenommen, gewahrt und respektiert? Wie sehr sind sie gewünscht und als notwendig und beziehungsstiftend verstanden? Wieviel Angst spielt mit, wenn du zu dir und deinen Grenzen stehst und darfst du führen oder überschreitest du dann seine Grenzen? Wo hörst du auf und wo fängt dein Kind an?
Deine Neins sind ein Gradmesser für deine innere Klarheit über deine eigenen Grenzen und die deines Kindes.
Dein authentisches, dir und der Situation entsprechendes Nein schafft Halt.
Ein gesundes Nein hast du vorher durchdacht, entspricht während des Aussprechens deiner Haltung und kannst du hinterher aushalten.
Dein Kind lernt dann nicht nur ein echtes und notwendiges Nein zu akzeptieren, auch wenn es ihm mal nicht so schmeckt, es lernt
auch all das abzulehnen, was ihm aufgedrückt wird, weil es das Leben des Neinsagenden erleichtert.
Vor allem aber lernt es nein zu sagen und nein zu meinen und nicht nein zu sagen, weil es sich ein Ja nicht leisten kann oder ja zu sagen, weil es die Folgen seines Neins fürchtet.
Da kannst du noch was lernen.
Break the cycle.