In Kontakt mit deiner Erkenntnishaltung
Hallo zurück 
Wie schmeckt dein Sommer? Und wie waren deine Ferien?
Du weißt schon. Sommer, Sonne, Strand, endlich mal Zeit füreinander und am besten wird das Ganze dann zur besten Zeit des Jahres, oder?
Dann sind alle zufrieden, die Umgebung ist toll und vielleicht könnten dann auch alle bitte nicht streiten? Und vielleicht fällt auch mal ein wenig mehr Zeit für dich ab oder für euch als Paar oder vielleicht können alle einfach mal nicht miteinander streiten, fordern, meckern, sondern die Zeit genießen? Wird für diese paar Tage ja wohl mal möglich sein.
Kann doch nicht so schwierig sein.
Lebst du beim Thema Urlaub noch nach dieser Erwartungshaltung oder bist du schon in Kontakt mit deiner Erkenntnishaltung?
Ernstgemeinte Frage.
Ich bin in diesen Ferien drei Wochen verreist, ganz spontan. Mein jüngster Sohn und ich hatten zuvor ein paar harte Wochen und was da immer hilft, ist Bindung. Exklusivzeit. Absichtslos Zeit miteinander zu verbringen. Beziehungspattex in großen Mengen also und vor allem dann, wenn du am liebsten weglaufen würdest.
Wir hatten also eine gute Zeit und wenn ich „gut“ schreibe, bedeutet das nicht konfliktarm. Oder dauernd harmonisch. Es bedeutet nur gut. Gut in Kontakt, gut arrangiert, gut in Verbindung und gut in Distanz. Gut also darin, alle Emotionen kommen zu lassen und ziehen zu lassen. Gut darin, nicht zu vermeiden was ist und gut darin, nicht zu wünschen und zu brauchen, was nicht ist.
Gut in Akzeptanz also und gut darin, dem Leben nicht vorzuschreiben, was es zu liefern hat.
Null Erwartung also.
Spätestens aber, als die anderen beiden Kinder vorbeikamen, um uns für ein paar Tage zu besuchen, wäre ich mit meinen Erwartungen an ihr Verhalten auch nicht mehr weit gekommen – denn wie willst du einen Persönlichkeiten-Tsunami kontrollieren?
Irgendwann im gemeinsamen Leben mit meinen Kindern hab ich meine Erwartungshaltung, du kannst es gern auch Wunsch oder Hoffnung nennen, ausgetauscht gegen die Bereitschaft zur Erkenntnis. Ich erkenne einfach gern, was warum abläuft und mag, wie das Klarheit schafft. Und Klarheit in Beziehungen führt zur Möglichkeit, sich ehrlich und tief auf den anderen einzulassen. Zwei in sich unklare Persönlichkeiten verursachen nämlich vor allem eins: Verstrickung. Und wie soll Nähe entstehen, wenn ihr miteinander verwickelt seid?
Gar nicht.
Zu oft erlebe ich, wie sich Menschen beim Versuch, sich zu ent-wickeln, immer tiefer verstricken und dann in der Brauchen-und-Gebraucht-Werden-Falle wiederfinden, in der sie sehr unglücklich sind. Und das gilt natürlich wie immer, ausdrücklich für alle Beziehungen.
Die Frage nach dem Rezept für gelungene Urlaube und Kindheiten und Paarbeziehungen lautet also nicht, wie kann ich dafür sorgen, dass es eine gute Zeit wird, sondern: was fürchte ich daran, wenn es „nicht gut“ ist?
Die Klärung der Antworten auf diese Frage führt automatisch zu mehr Harmonie, Lebensfreude und Leichtigkeit im Alltag.
Logisch, oder? Du musst ja nicht mehr mühsam dagegen halten, dass sich zeigt, was unsichtbar bleiben soll.
Was also ist das Problem daran, dass die Urlaubstage auch mal davon überschattet sind, dass unkontrollierbare Gefühle sich ihren Weg bahnen und ihr im ganzen Jahr Probleme habt, die sich mit Vorliebe im Urlaub zeigen?
Was ist so schlimm daran, dass du deinem Kind nicht nur Gescheites in seinen Rucksack packen wirst?
Was ist deine eigentliche Furcht wenn es um Konflikte, emotionale Distanz und die Unzufriedenheit deiner Lieblingsmenschen geht?
Vielleicht ahnst du ja bereits, wo du mit den Antworten auf diese Fragen landen wirst.
Im Gestern nämlich.
Und eben das ist der Grund, wieso wir nicht so tun können, als sei das Gestern auch im Gestern geblieben.
Ist es nicht.
Weißt du auch, denn seine Auswirkungen spürst du in jeder deiner Beziehungen.
Also trau dich heute an einen neuen Umgang mit den Gefühlen, die gestern entstanden sind und die sich dann zeigen, wenn du sie am wenigsten gebrauchen kannst: wenn du mit deinen Lieblingsmenschen zusammen bist.
Verwandle deine Erwartungshaltung, die nur getragen ist vom Wunsch nach Zugehörigkeit und Sicherheit, in eine Bereitschaft zur Erkenntnis und du bemerkst, dass es dabei nur zwei Gegenspieler gibt, die dir in die Quere kommen könnten:
Richtige Spielverderber, die nur darauf aus sind, sich selbst zu erhalten. Denn würdest du Klarheit finden, so würdest du augenblicklich bemerken, dass du keine Schuld trägst und auch nie getragen hast und sie wären nutzlos. Du hast die Überzeugung, Schuld zu haben, einfach aus dem Gestern mitgebracht, also aus einer Zeit, in der du selbst ein Kind warst. Kinder aber tragen keine Schuld und sich schuldig zu fühlen ist noch lange nicht dasselbe wie Schuld haben. Auch wenn es sich so anfühlt und du dein Kind erst vor fünf Minuten angeschrien hast. Kaum etwas ist leichter loszuwerden als Schuldgefühle , wenn du erst mal verstanden hast, dass sie dich nur vom Eigentlichen abhalten wollen: vom Fühlen schmerzhafter Emotionen.
Urlaub und Alltag gelingen dann, wenn du nicht mehr vermeiden musst, was dir Angst bereitet, ohne dass du auch nur bemerkst, dass es sich um Angst handelt.
Steig aus den Erwartungen aus. Sie blockieren dich.
Steig ein in Erkenntnisse. Sie befreien dich.
Ich schick dir Sommervibes für den Rest des Jahres.
Break the cycle.