Nimm Platz in dir
Überleg dir lieber, ob du das hier lesen magst- Autschgefahr.
Nicht dein Kind ist dir zu viel, sondern wie du dein Leben eingerichtet hast, ist dir zu viel.
Immer wieder lese ich, wie angestrengt Eltern von ihren Kindern sind.
Wie genervt, wie erschöpft, wie lustlos sie sind und wie anstrengend sie das Leben mit ihrem Kind finden.
Da nervt dann jede Diskussion über Belanglosigkeiten, es stressen Geräusche, es überfordert jede Forderung, da ist das Leben anstrengend und das Kind zu viel.
Zu laut, zu fordernd, zu uneinsichtig, zu wenig Rücksicht nehmend, zu stur, zu stürmisch, zu irgendwas. Nicht immer, aber oft genug und zumindest so lange, bis dich deine Schuldgefühle wieder einholen.
Ich muss dir an dieser Stelle nicht sagen, dass das Kind seinen Job gut macht, wenn es Klamotten auf seinem Zimmerboden liegen lässt, es Hausaufgaben blöd findet oder mit seinen Geschwistern streitet, obwohl es längst wissen müsste, wie du das alles findest (glaub mir, es weiß das!).
Ich muss dir nicht sagen, dass, wenn es beim Türe schließen, Musik hören oder Atmen Geräusche verursacht, die dich stressen, das ein Ausdruck seiner Lebendigkeit ist.
Ich muss dir nicht sagen, dass für deine Freude am Leben, deine Energie, dein Stresslevel, deine Laune und deine Gefühle, alleine du die Verantwortung trägst.
All das weißt du.
Ich muss dir heute aber sagen, wie dein Kind sich fühlt, wenn du so fühlst.
Dein Kind fühlt sich zu laut, zu fordernd, zu uneinsichtig, zu wenig Rücksicht nehmend, zu stur, zu stürmisch, zu zu.
Dein Kind fühlt sich dir zu viel.
Dein Kind fühlt SICH zu viel.
Das liegt daran, dass Kinder kaum unterscheiden können, ob du lediglich ihr Verhalten oder ob du sie als Person ablehnst. Mit jeder Ablehnung eines Tuns empfinden sie nicht ihre Handlung, sondern sich selbst erst mal als falsch.
Das liegt daran, dass Kinder sich selbst als Nabel der Welt empfinden und in ihrer Welt alles solange nur in Bezug auf sie geschieht, bis sie spüren (spüren ist nicht hören!), dass unsere elterlichen Gefühle nicht in ihren Verantwortungsbereich fallen und unser überproportionales Bedürfnis nach Ruhe eben nicht in Zusammenhang mit ihrem Wesen steht, sondern in Zusammenhang mit uns und unserer inneren Last, für die wir still und heimlich nur zu gern einen Verursacher im Außen suchen. Einen Schuldigen sozusagen, damit wir frei sind von genau dieser Schuld, die sowieso keine ist, sondern höchstens eine Verantwortung.
Ein Kind, das täglich hört, was es nun schon wieder getan hat und jetzt schon wieder lassen soll und das gleichzeitig wahrnimmt, wie erschöpft die Person ist, die das von ihm verlangt, wird sich augenblicklich schämen.
Und diese Scham, zu laut, zu fordernd, zu uneinsichtig, zu wenig Rücksicht nehmend, zu stur, zu stürmisch, zu irgendwas zu sein, trägt es mit sich.
Es schämt sich dafür, (dir) eine Last zu sein und wird still und heimlich alles versuchen, keine zu sein, denn es möchte sich daran nicht schuldig fühlen.
Es macht sich in dem Maße und oft ein Leben lang klein, wie es glaubt, dass du es benötigst, um dich wohl zu fühlen. Damit es sich wieder sicher fühlen kann.
Dazu musst du das nicht mal wollen, das passiert ganz automatisch und es passiert nicht, weil dein Kind so ein netter Mensch ist (ganz sicher auch), sondern weil das seinem biologischen und emotionalen Überleben dient. Kinder vermeiden jede Form der Ablehnung, weil sie Bindung kosten könnte und das ist in der Kinderwelt ganz schön lebensgefährlich. Lieber erfüllen sie jede (unausgesprochene) Bedingung an ihr Dasein.
Und auch wenn du jetzt schreist, dass das niemals nie der Fall wäre, so muss ich dir sagen, dass leider nicht du darüber entscheidest, wie dein Kind etwas wahrnimmt, sondern dein Kind ganz alleine.
Es muss nicht objektiv belegbar sein, dass dein Kind Gründe hat das so zu empfinden. Es reicht völlig, dass es das empfindet, denn damit wird es für es WAHR.
Und was glaubst du wohl, wie anstrengend das ist?
Wie anstrengend ist es, nicht zu laut, zu fordernd, zu uneinsichtig, zu wenig Rücksicht nehmend, zu stur, zu stürmisch, zu irgendwas zu sein?
Mitunter so anstrengend, dass dich jede Forderung, jede Diskussion, jeder Anspruch und jedes Geräusch deines Kindes stressen und dein Leben dich Energie kostet, anstatt welche zu spenden.
Und dann hast du die Wahl.
Reichst du das Paket weiter und gibst du die Verantwortung für deine Gefühle an dein Kind, indem du forderst, es solle weniger viel sein, lässt es den Preis zahlen, den du gezahlt hast, nämlich zu viel zu sein und fühlst dich dennoch keinen Deut leichter, lustvoller und energiereicher oder machst du Schluss mit fordern, begrenzen und klein halten und verursachst keine neue Scham in deinem Kind dafür, dass es so ist, wie es nun mal ist?
Nein, das bedeutet nicht, dass dein Kind jetzt tun soll was es will, es bedeutet dass es sein kann, wer es will.
Es bedeutet, dass du das eine vom anderen unterscheiden kannst und nicht mehr darauf angewiesen bist, dass es lieber ein bisschen mehr x und ein bisschen weniger y ist, während es lernen kann, Dinge zu tun oder zu lassen, die erforderlich sind.
Es bedeutet, dass du keinen Verantwortlichen mehr brauchst, weil du dir die Verantwortung für die Sensibilität deiner Ohren zurückgeholt hast.
Es bedeutet, dass du Platz in dir nimmst und damit anderen zu viel bist.
Dann holst du dir die Verantwortung für die Lust auf dein Kind und seine Lebendigkeit zurück.
Dann holst du dir einfach die Verantwortung für die Sehnsucht nach einem buntem Leben zurück, anstatt einfach nur am Leben zu sein.
Dann wirst du deine Last los, ohne eine neue zu verursachen.
Dann fühlst du Leichtigkeit, wann du willst und weil du’s kannst und du nicht mehr darauf warten musst, bis sie dir jemand serviert.
Dann macht dein Kind dir wieder Spaß.
Und du dir.
Break the cycle.
Und nein, es gibt keinen geheimen 12-Punkte-Plan, das für dich umzusetzen. Das musst du schon selbst. Wenn du deinen Weg aber mit uns gehen möchtest, du musst das nämlich nicht allein schaffe, schau mal auf unserer Website vorbei- es gibt viele Wege einzusteigen:
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