Sei neugierig
„Es trieft nur so vor Abscheu vor Traditionen bei Frau Köhler“, kommentierte letztens jemand irgendwo.
Ja!
Also – könnte man meinen.
Aber nein.
Als Tradition gilt laut Duden „etwas, was im Hinblick auf Verhaltensweisen, Ideen, Kultur, von Generation zu Generation [innerhalb einer bestimmten Gruppe] entwickelt und weitergegeben wurde.“
Ist ja erst mal überhaupt nichts gegen einzuwenden, oder?
Traditionen sind also super. Erhalten ist super. Zugehörigkeit ist super. Bleiben, zurückkehren, pflegen, sich identifizieren – alles super.
Traditionen, Konventionen und alle Überlieferungen, einschließlich der Erziehungsmythen, die brav von Generation zu Generation gereicht werden, die jedoch den Zweck haben, dir Halt zu geben und fehlende innere Orientierung durch äußere zu ersetzen, sind Quatsch.
Weil sie dir Sicherheit vorgaukeln, wo keine ist, du noch mehr innere Orientierung dabei verlierst und manchmal auch Mut und Neugier.
Mut und Neugier aber brauchen wir, um ein Leben außerhalb der Höhle zu leben, uns und die Welt um uns herum zu erneuern und voranzubringen und um gute Beziehungen mit uns selbst und in unseren Familien zu führen.
Bock brauchen wir und unendliche Lust darauf, uns als uns selbst zu spüren und auf das Leben mit uns selbst und darauf, uns in dieser Welt zu erfahren. Traditionen, die der inneren Sicherheit dienen, wirken da wie eine Löschdecke, die jede Lebendigkeit und Erneuerung im Keim ersticken.
Also bitte hab ein Problem damit, etwas zu übernehmen, das du nicht für dich und dein Kind auf Tauglichkeit, Relevanz und Identifikation überprüft hast.
Und bitte hab ein noch größeres Problem damit, wenn dir Schule, die Schwiegermutter oder die Gesellschaft Traditionen aufs Auge drücken wollen.
Du darfst wählen.
Du darfst nein sagen.
Und sogar ja.
Break the cycle.