Hängt an deinem Selbstwert etwas?
Wenn du dich von deinem Kind angegriffen fühlst, weil es etwas Bestimmtes auf eine bestimmte Weise sagt oder wenn es dich kränkt, was es tut, hast du die Beziehung zu deinem Kind bereits für einen Moment verlassen.
Du wehrst dich oder wehrst den Angriff ab oder bist beleidigt oder verletzt und ziehst dich zurück oder es zur Rechenschaft.
Du bist im Kampf mit deinem Kind, weil du deinem Kind unterstellst, es habe dich angegriffen.
Kinder greifen aber naturgemäß keine Eltern an.
Sie gefährden einfach ungern grundlos ihr Überleben.
Du verkennst also nicht nur, dass diesem „Angriff“ andere kindliche Versuche einer Abwehr einer (drohenden) Verletzung vorausgingen und erkennst daher nicht, dass dein Kind niemals gegen dich handelt, sondern auf ungalante Weise immer für sich, viel mehr noch:
du gibst deinem Kind eine Macht, die ihm nicht gehört und die es gar nicht haben will.
Dein Kind möchte dich nicht kränken können, denn dein Kind möchte nicht für deine Gefühle verantwortlich sein müssen.
Es kämpft nämlich schon mit seinen eigenen Gefühlen.
Für deine Kränkung bist alleine du zuständig, denn du kannst dich nur angegriffen fühlen, weil du das so entscheidest.
Du kannst dich auch einfach entscheiden, dich nicht angegriffen zu fühlen, deine Verletzung als deine Verantwortung wahrnehmen und herausfinden, welchen guten Grund dein Kind hat, derart gegen dich zu sein, dass es deine Verletzung in Kauf nimmt (was etwas völlig anderes ist, als dich verletzen zu wollen!).
Dann wirst du feststellen, dass es nicht artikulieren konnte was es brauchte, weil es möglicherweise gar nicht wusste, was es brauchte, was daran liegen könnte, dass es seine Gefühle, die ihm das verraten würden, grundsätzlich schnell loswerden mag.
Weil Gefühle in seiner Welt geeignet sind, andere zu kränken oder zu verletzen.
Dann hat es gelernt, dass Schuld an seinen Gefühlen haftet.
Stopp das.
Jeder Angriff, der dich erreicht, sagt etwas über den emotionalen Zustand deines Gegenübers aus.
Jeder Angriff, den du als Kränkung empfindest, sagt etwas über dein Selbstgefühl aus.
Jeder Angriff, der dich kränkt und für den du den anderen in die Verantwortung nimmst, erhält für beide Beteiligten das Chaos, den Irrtum, die Macht, die Last, für die Gefühle des anderen zuständig zu sein, während die eigenen Gefühle überfordern.
Verantwortungsmatschepampe.
Das kann so nicht funktionieren.
Wenn deine Gefühle an das Verhalten deines Kindes geknüpft sind, wird dein Kind sich langfristig nicht nur für deine Gefühle verantwortlich fühlen, sondern auch schuldig, wenn es sich selbst zufrieden stellt und nicht dich. Damit kann es dann nicht nur seinen Ursprungskonflikt nicht lösen und adäquate Strategien für den Umgang mit seinen Gefühlen entwickeln, es kann auch nicht mehr wütend auf dich sein, ohne sich schuldig zu fühlen.
Das macht es entweder noch wütender oder verursacht noch mehr Schuldgefühle.
Oder beides.
In jedem Fall verursacht diese Dynamik noch mehr (ungelöste) innere und äußere Konflikte.
Nein, das ist kein Freibrief fürs Kind dich auf respektlose und abwertende Weise zu behandeln- daran hat es als dein gleichwürdiges Gegenüber in eurer Beziehung gar kein Interesse.
Das ist ein Freibrief für Gefühle.
An denen hat niemand Schuld.
Die stellen dich nicht in Frage.
Die können an deinem Wert nicht kratzen.
Lass dein Kind nicht glauben, dass Beziehung so funktioniert.
Break the cycle.