Die Würde deines Kindes ist nicht verhandelbar
Was würdest du sagen, wenn jemand zur ersten Begrüßung deine Hand so feste drückt, dass dir die Tränen in die Augen schießen?
Was wäre, wenn diejenige, die das macht, deine Chefin ist und dir auf deinen Schmerz entgegnet: „dann müssen Sie eben fester drücken, damit das nicht passiert“?
Was würdest du sagen, wenn du auf deiner Arbeitsstelle angeschrien wirst, weil du nicht sofort verstanden hast, was zu tun ist?
Was wäre, wenn deine Kollegen dich auslachen, weil dein Arbeitsergebnis mal wieder zu wünschen übrig lässt und dein Chef sich vor allen Anwesenden darüber lustig macht?
Wie fändest du, wenn dein Vorgesetzter darüber entscheidet, wann du einen Schluck Wasser trinken und aufs Klo gehen darfst?
Wie würdest du dich fühlen, wenn du etwas vergessen hast und man dir dafür heute mal die Mittagspause streicht?
Was wäre, wenn jemand in deinem Büro Buch führen würde darüber, wie oft du mit der Kollegin geschwatzt hast und du dafür bestraft wirst und dir Annehmlichkeiten gestrichen werden? Dann musst du eben deine in der Zeit verpasste Arbeit mit nach Hause nehmen? Dann darfst du eben nicht mit zur Weihnachtsfeier? Dann sitzt du eben morgen alleine in der Ecke um da endlich das zu tun, wofür du hier bist – abliefern und funktionieren.
Was wäre, wenn du dich gegen diese Behandlung zur Wehr setzen und deine Arbeitsstelle verlassen wollen würdest und man dich dann festhielte, dir deine Tasche abnimmt und dir auch noch die Schuld für diese Behandlung geben würde?
Was davon würdest du dulden?
Wie lange würdest du es dulden?
Wie absurd ist es, dass Arbeitnehmer in Deutschland flächendeckend so behandelt würden?
Und jetzt sag mir, mit welchem Recht muten wir unseren Kindern das zu ?
Welche Erwachsenen bringt das hervor? Frei denkende und in sich gefestigte Persönlichkeiten, die der Gesellschaft dienen WOLLEN oder zutiefst verletzte und lange Zeit funktionale aber traurige Erwachsene, deren Freiheit darin besteht, es der „Regierung mal zu zeigen“?
Wieso dulden wir, dass täglich so mit unseren Kindern umgegangen wird?
Wieso nennen wir das „soziale Kontakte“ und „soziales Leben“ und wie können wir derart würdelose Behandlung „normal“ nennen?
Und bitte, ruf nicht Einzelfall. Das sind nur ein paar Situationen, die mir kurz nach dem Aufwachen beim ersten Kaffee einfallen.
Ich kann die Stadt damit pflastern.
Und nein, auch kein Lehrerbashing- es gibt wunderbare und bemühte Lehrer, die Gleichwürdigkeit und Beziehung herstellen, aber wir können nicht so tun, als seien sie die Regel.
Das sind sie nicht.
Die Regel an deutschen Schulen ist Beschämung, gefolgt vom Erzeugen von Ohnmacht und Demütigung.
Und das Schlimmste daran ist, dass wir so tun, als sei das normal.
Sei dir sicher, keine Entwürdigung ist normal.
Entwürdigung, die der Disziplinierung dient, ist nicht nur nicht normal, sondern perfide.
Nichts daran ist normal und alles daran falsch.
Normal ist es, sich jeden einzelnen der genannten Vorfälle zu verbitten.
Niemand darf dich so behandeln.
Niemand darf dein Kind so behandeln.
Sag nein.
Sei lästig.
Sei unbequem und nervtötend.
Wenn’s sein muss, täglich.
Aber bitte stopp das.
Die Würde deines Kindes ist nicht verhandelbar.
Break the cycle.