Kooperation ist immer freiwillig
Kooperation deines Kindes ist immer freiwillig, sonst ist es keine Kooperation, sondern Gehorsam.
Du bist aber gar nicht immer auf die Kooperation deines Kindes angewiesen, weil dein Kind einen Anspruch auf deine Führung hat, während du hingegen keinen Anspruch auf seine Folgsamkeit hast.
Ist gar nicht so kompliziert.
Erziehen war früher ja simpel:
Kinder hatten zu hören und mit Hilfe von verschiedenen Werkzeugen wurde die Umsetzung des Gehorsams im Kind kontrolliert.
Es wurde gedroht, gestraft und emotionale oder physische Gewalt angewendet um sicherzustellen, dass das Kind tut, was andere für richtig halten und sich entwickelt, wie andere sich das vorstellen.
Ziel und Mittel stimmten überein.
Erziehung heute ist anspruchsvoller:
Kinder müssen nicht mehr hören, denn du wünschst dir Gleichwürdigkeit und Augenhöhe.
Dass dein Kind dir folgt und es sich so entwickelt, wie du es dir für es wünschst und dass es lässt, was du für falsch hältst, gehört noch immer zu deinen (versteckten) Zielen.
Das überholte Werkzeug um deine Wünsche für es umzusetzen, also all die Mittel der althergebrachten Erziehung, sind für dich jedoch tabu.
Dilemma.
Wie kannst du dir also nicht wünschen, dein Kind würde auf dich hören und wie können andere nicht den Volltreffer in deine Zweifel landen, wenn sie behaupten „das Kind muss auch mal hören“, wenn es gerade mal wieder auf sich selbst hört und nicht auf dich?
Irgendwie versuchst du also diese Lücke aus Anspruch ans Kind und Umsetzung durchs Kind zu überwinden.
Du versuchst neue Werkzeuge zu finden, um im Kind zu bewirken, es zum Hören zu bringen ohne es hören zu nennen:
du versuchst es emotional zu erreichen und zu beeinflussen, du belohnst oder flippst in deiner Hilflosigkeit aus.
Mogelpackung.
Es steht Beziehung drauf und es ist der Wunsch nach Gehorsam drin.
Kontrolle und Gehorsam wohnen immer auf derselben Straßenseite. Du kannst nicht Gehorsam aufgeben aber Kontrolle erhalten und es Beziehung nennen.
Gibst du Gehorsam auf, musst du Vertrauen lernen.
Führung entsteht aus Vertrauen und Vertrauen entsteht aus Beziehung.
Dein Kind braucht dich also nicht als Autorität, sondern als Führung, wo ihm das noch nicht gelingt.
Autorität entsteht kraft Tradition oder Einfluss.
Führung entsteht aus Vertrauen und dazu brauchst du erst mal das Vertrauen in dich und deine Führung. Wenn ein Teil in dir glaubt, dazu kein Recht zu haben, wie soll dein Kind dir das dann glauben?
Und umgekehrt: wenn du innerlich darauf angewiesen bist, zu führen, weil alles außerhalb deines Kontrollbereiches dich nervös macht, wie soll dein Kind dir dann folgen können, ohne sich unterzuordnen?
Und wenn mal dein Bedürfnis mit seinem Bedürfnis kollidiert, weil du weg willst und es noch rumsitzen mag, wieso muss es dann auf dich hören, während du nicht auf dich hörst? Wieso überträgst du dann ihm die Verantwortung für die Erfüllung deines Bedürfnisses und beschwerst dich dann darüber, dass es dich nicht hört?
Führung und Augenhöhe schließen sich also nicht aus, sie bedingen sich, denn auch du darfst lernen, dich von deinem Kind führen zu lassen. Immer dann, wenn du seiner Entscheidung für seinen Weg folgst, führt es dich einen Stück des gemeinsamen Weges.
Vertrauen erhältst du aber eben nicht kraft deines Amtes als Elternteil und du kannst sein Fehlen auch nicht mit Autorität kompensieren oder die Erfüllung deiner Bedürfnisse an seine Folgsamkeit hängen.
Zumindest dann nicht, wenn du in Beziehung bleiben willst.
Dieses Vertrauen in deine Führung musst du schaffen. Es ist deine Aufgabe, das Vertrauen deines Kindes im Sinne eines Wissens-und Erfahrungsvorsprungs, der dir die Verantwortung überträgt, Orientierung für dein Kind zu sein oder Entscheidungen zu treffen, wenn es das noch nicht kann, zu schaffen.
Das gelingt, wenn dein Kind der Überzeugung ist, dass deine Entscheidungen in seinem Sinne sind und es sicher sein kann, dass du sie nur so lange triffst, bis es das in dieser Frage selbst kann.
Ob es eine Entscheidung treffen kann, entscheidest im besten Fall übrigens nicht du, sondern dein Kind – und zwar mit seinem Verhalten, nicht mit seinen Worten und nicht mit seinen Wünschen. Es wird dir zeigen, was es wann kann und wozu es wann noch nicht bereit ist und womit es überfordert wäre- du musst nur hinsehen und es auch sehen.
Wozu du nur mal kurz deine Brille ausziehen musst, mit der du findest, dass es etwas können sollte oder etwas noch nicht können kann .
Sieh es durch seine Augen, nicht durch deine.
Eine Beziehung zu deinem Kind zu haben, bedeutet anzuerkennen, dass es ein gleichwürdiger Partner ist und gleichwürdige Partner manipulieren, kontrollieren und steuern sich nicht (gegenseitig).
Eine Beziehung zu deinem Kind zu haben, bedeutet Vorbild an Gleichwürdigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Verantwortungsbereitschaft zu sein und sie beginnt in dir.
Und dann sorg für Klarheit und Transparenz. Um dir zu vertrauen, muss dein Kind nachvollziehen können, wenn du entscheidest, was es noch nicht entscheiden kann. Also erklär dich, aber verhandle nicht deine Entscheidung wenn du entschieden bist- genau das verunsichert dein Kind.
Zeig dich ehrlich und authentisch wenn du planlos bist und deine Intuition schweigt. Sag es, wenn du unsicher bist. Wenn du nicht dazu stehst, riskierst du sein Vertrauen.
Wenn Misstrauen erst mal Einzug hält, weil du diese Voraussetzungen nicht schaffst, dir selbst nicht vertraust, du von deinem Kind die Zustimmung für die Erfüllung deiner Bedürfnisse brauchst oder die Abkürzung Autorität wählst, wird dein Alltag entweder sehr anstrengend, weil ihr euch die Verantwortung wie eine heiße Kartoffel zuwerft oder dein Kind lernt zu gehorchen oder du möchtest gerne wieder glauben, dass dein Kind auf dich hören muss.
Nichts davon willst du.
Beziehung bedeutet Verbindung und Verbindung erfordert Vertrauen.
Erst aus diesem Vertrauen heraus kann dein Kind dir folgen.
Oder du ihm.
Triff eine Entscheidung.
Schaff Vertrauen.
Kinder müssen nicht hören und können aber genau das, wenn sie nicht wollen dürfen.
Break the cycle.