Deine Sicht auf dein Kind
Du siehst die Welt übrigens falsch.
Genauso falsch, wie du sie richtig siehst.
Du siehst sie sogar gleichzeitig richtig und falsch. Deshalb hast du übrigens auch immer recht. Oder halt nie. Such’s dir aus.
Deine Perspektive ist eben nur ein Teil der Wahrheit und Wahrheit ist für dich das, was du wahrnimmst. Und was du wahrnimmst ist Ausdruck deines höchst subjektiven Erlebens, abhängig von deinen individuellen Erfahrungen und gewonnenen Überzeugungen über die Welt und dich in der Welt. Was dir eine bestimmte Perspektive auf eine Sache beschert, einen Standpunkt.
Zum Beispiel eine Perspektive, in der dir klar ist, dass richtig und falsch nur Bewertungen sind und dass jeder Streit um eine Perspektive einer Sache absurd ist, weil aus ihrer Perspektive jede immer richtig ist.
Und weil sie ja da ist.
Sie ist halt immer nur nicht alles, sondern nur ein Ausschnitt des Ganzen.
Unterschätz also nicht den Einfluss, den deine Sicht auf dein Kind hat.
Dein Blick auf dein Kind bestimmt nicht nur, wie du es wahrnimmst, sondern auch, wie es selbst sich durch dich wahrnimmt, denn das tun Kinder.
Deine Sicht auf es bestimmt sein Selbstbild.
Ist es ein unerträglicher Dickkopf oder sorgt es für sich?
Ist es eifersüchtig auf die kleine Schwester oder braucht es dich?
Hält es sich nicht an Abmachungen oder ist es stark genug, eigene Entscheidungen zu treffen?
Hängt es schulisch hinterher oder hat es sein eigenes Tempo?
Ist es unselbständig und fordernd oder vertraut es dir noch mehr als sich selbst?
Deine Sicht auf dein Kind ist, was du an deinem Kind wahrnimmst.
Gefällt dir nicht, was du siehst, sieh es anders, denn veränderst du deine Perspektive, erkennst du ein anderes Kind, weil dein Kind entweder nie war, was du gesehen hast oder weil es endlich sein darf wer es auch ist.
Du alleine entscheidest darüber, was du siehst und ob das richtig oder falsch oder einfach nicht alles ist.
Du alleine entscheidest darüber, die Perspektive zu wechseln und mehr wahrzunehmen, als das, was du bisher siehst.
Du alleine entscheidest darüber, wieviel Platz dein Kind in seinem Selbstbild hat.
Mach deinem Kind doch heute mal Platz und wechsle die Perspektive.
Und wenn du schon dabei bist: mach dir selbst Platz.
Was bist du alles nicht, weil es falsch war das zu sein?
Was bist du alles, weil es jemand aus seiner Perspektive für richtig hielt?
Wer bist du alles, wenn du deine Perspektive wechselst und was kannst du alles noch werden?
Frei bist du zu wählen.
Break the cycle.